Gesundheit - das (Tabu)Thema
Was hast du für Geheimnisse? Was wissen die Menschen an der Arbeit über dich? Was kennt deine Partner*in nicht über dich? Ich bin definitiv kein Freund von Seelenstriptease und der Meinung, dass selbst liierte Paaren nicht alles von sich wissen müssen. Aber wie offen kannst du im nahen Beziehungsnetz und im beruflichen Umfeld offen über deine Gesundheit sprechen?
Über körperliche Erkrankungen oder Unfälle geht das noch relativ einfach. Aber es sieht bereits anders aus, wenn sich daraus etwas Chronisches entwickelt. Wenn man nicht mehr in der Lage ist, die erforderliche (körperliche) Leistung zu erbringen, ist man ganz schnell weg vom Fenster. In der Privatindustrie bereits ab 3 Monaten, bei bundesnahen Betrieben, ist nach 2 Jahren krankheitsbedingter Abwesenheit eine weitere Beschäftigung zumindest fraglich.
Im Arbeitsumfeld hängt sehr viel von den direkten Vorgesetzten ab, meiner Meinung zu viel. Wenn diese Person, eine psychische Erkrankung als "nicht so schlimm" oder Simulieren einstuft, ist der weitere Weg von Steinen übersät, wenn nicht sogar zugeschüttet. Was habe ich für Möglichkeiten, wenn ich mit dem Chef nicht klarkomme? Dann soll ich mich an den nächst höheren Vorgesetzten wenden. Was für ein Bullshit! Der wird sich in 99.9% der Fälle garantiert nicht gegen seine, von ihm eingesetzte Führungsperson wenden.
Darum werden psychische Erkrankungen so lange wie möglich geheim gehalten. Die Arbeitskolleg*innen merken es aber trotzdem. Wenn man im Beruf ständig eine Maske tragen muss, erzeugt das zusätzlichen Druck und Stress. Praktisch immer kommt es zu einem Knall.
Auch wir Männer haben unsere Tage. Ich habe aber noch nie erlebt, dass jemand in einer solchen Situation zum Chef ging: "Mir geht es psychisch schlecht, kann ich mich für morgen krankschreiben lassen?" Warum ist es nicht genauso selbstverständlich zu Hause bleiben zu können wie bei einem Migräneanfall oder bei Durchfall?
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