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Was habe ich dir getan?

Die Frauen arbeiten nicht gerne mit dir zusammen! Könnt ihr euch vorstellen, was eine solche Rückmeldung vom Chef in mir auslöst? Ich bin kein Macho! ich komme Frauen aus Prinzip nicht zu nahe! Ich muss nicht mit allen auf gut Freund machen! Trotzdem fange ich sofort an zu grübeln und lasse die letzten Monate vor meinem inneren Auge revue passieren. Auf meine Nachfrage wurde er nicht konkreter. Als ich ihm sagte, für mich ist unvorstellbar, dass sich XX auch negativ über mich geäussert habe, waren es plötzlich nicht mehr "alle" Frauen.

War da irgendetwas? Kann es sein, dass ich, durch mein Verhalten, irgendwo Missmut und Ärger verursacht habe. Als hochempfindsamer Mensch erinnere ich mich sehr gut an fast alle "Begegnungen". Ich habe sie in mir aufgenommen und kann sie nach belieben noch einmal abspielen. Meine Gefühle sind auch gespeichert und können zigfach wieder und wieder durchlebt werden.

Ich habe eine Kollegin zur Erfassung eines Arbeitsvorganges etwas gefragt. Ihre Antwort war teilweise falsch. Sie hat nachgehakt, ich habe ihr leider nur gesagt, dass ich sie verstanden habe, nicht aber auf ihre Fehleinschätzung hingewiesen. Ist es aber wirklich notwendig jede noch so kleine eventuell mögliche Konfliktsituation sofort anzusprechen? Genau das kann, mit dem Argument "harmoniesüchtig" wieder gegen mich verwendet werden.

Das wir an der Arbeit und Privat über die Menschen in unserem Umfeld sprechen, ist normal. Dass dabei zu einem grossen Teil gelästert und teilweise sogar intrigiert wird, gehört wohl zu der Natur des Menschen. Ich spielte in einem christlichen (!!!) Musikverein mit. Nach Jahren, ich war schon lange nicht mehr dabei, kam ein Mitglied zu mir und bat mich um Vergebung, weil er und andere damals über mich hergezogen. Bis jetzt hatte ich kein Problem damit. Jetzt aber schon! Leider habe ich an der Arbeit 1:1 mitbekommen, dass über mich getratscht wird. Jetzt habe ich ein Problem.

Nun ist es (wieder einmal) an mir, die Sachen anzusprechen. Dabei kann ich doch nur verlieren. Warum muss ich, als "Opfer" eigentlich den ersten Schritt machen? Wieso ist es meine Aufgabe die Situation zu klären? Läuft es (wieder einmal) darauf hinaus, dass ich mich Schuldig im Sinne des Getratsches bekenne? Klar bin ich gesprächsbereit, aber nicht so! Muss ich mich freiwillig ans Kreuz nageln lassen, damit die Harmonie wieder hergestellt ist?

Es ist leider so, dass Menschen, die nicht in das 08:15 Schema passen, immer wieder eine ähnliche Situation geraten. Ein Missbrauchsopfer wird auch vom neuen Partner geschlagen. Ein hochsensibler Mensch gerät immer wieder in Situationen, die ihn überfordern, weil er sich nicht abgrenzen kann und die Eindrücke ungefiltert sein Innerstes treffen.


Vielen Dank an Pexels für das kostenlose Foto.

(Mich hat die Kraft dieses Bildes angesprochen. Nicht, dass ich vorhabe, ins Wasser zu gehen)