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Was macht das mit dir?


Was macht das mit dir? Was löst das in dir aus? Solche Fragen werden uns gestellt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Man erkennt Gesprächsbedarf. Meistens sind es Situationen, in denen es kein 100prozentiges richtig oder Falsch gibt. Persönliche Ansichten, Interpretationen und Gefühlen spielen dabei eine grosse Rolle. 

Nun sitze ich also da, im Chefbüro, mit meiner Frau auf dem Sofa oder das höchste der Gefühle, am Teambildungsanlass. Es sind alles Situationen, in denen ich mich nicht verschliessen will und Gesprächsbereitschaft signalisiere, ob es mir passt oder nicht. Für mich als hochempfindsame Person sind solche Momente Alarmstufe rot. Da ich mich schlecht abgrenzen kann und meine Filter nicht wirklich funktionieren, konzentriere ich mich darauf zu analysieren, ob ich verletzt werde und ob ich mich auch verletzt fühlen darf.

Ich verstecke mich zur Sicherheit einmal hinter genug dicken und starken Mauern. Ganz im Bewusstsein, dass ich mich öffnen muss, aber bitte schön langsam und nur Schritt für Schritt. Bamm! Als Erstes werde ich mit der Frage: "Was löste das in dir aus?" Das empfinde ich als Angriff, voll ins Zentrum, durch all meine Schutzmauern durch. Soll ich mich jetzt komplett öffnen und darüber sprechen, was mich im Innersten bewegt, ängstigt, erzürnt? Ist dieser Seelenstriptease wirklich nötig? Ich öffne sozusagen ein Tor und ermögliche meinem Gegenüber einen Frontalangriff direkt in mein Herz. Eigentlich will ich doch nur in Ruhe gelassen werden und mit allen gut zurechtkommen.

Ich erinnere mich genau an einen der Teamanlässe, bei denen die Vorgesetzten und Mediatoren der Meinung sind, mit einem klärenden Gespräch den Zusammenhalt wieder herzustellen. Zum Glück war er nicht noch mit einer gemeinsamen outdoorsuperadventure Extremerfahrung verbunden. Trotzdem war es die Hölle für mich. Als der Mediator nicht aufhören wollte, das Vertrauen die Offenheit und die notwendige Gesprächskultur zu betonen, merkte ich, dass der nicht stoppt, bis er eine Ursache oder Schuldigen gefunden hat. Da ich mich bei solchen Anlässen zurückhalte, wurde schlussendlich klar, dass er mich meint. Obschon das niemand zugeben oder behaupten würde. Ich hatte keine andere Wahl, als mich zu öffnen und möglichst detailliert zu schildern, was die Situation bei mir auslöst. Danach fühlte ich mich so was von überfahren und missbraucht.

Es heisst so schön: "Fragen darf man immer, wenn man die Antwort nicht scheut." Besser ist: "Fragen darf man immer, wenn man mit der Antwort umgehen kann und sie so akzeptiert." UND nicht nachbohrt, UND der Gesprächspartner bekniet, in die Enge treibt, bis man endlich eine Antwort erhält, die möglichst den eigenen Vorstellungen entspricht. Genau da hackt es. Frage ich, um meine Vorurteile, Eindrücke bestätigen zu können? Frage ich wirklich, um die Haltung meines Gegenübers besser kennenzulernen und zu verstehen? Frage ich, um meine Rechtfertigung besser formulieren zu können? Frage ich, weil ich meinen Gesprächspartner herausfordern und konfrontieren will? Viele Menschen fragen nicht um zuzuhören, sondern um zu antworten.